Thomas Lohr Fotografie

View Original

Koloriereung

Vor kurzem durfte ich einen tollen Foto-Jobs ausführen, bei dem ich nicht einmal den Auslöser drücken musste. Ein Freund hatte ein altes schwarz-weiß Jugendfoto seiner Großmutter, das er ihr ausgearbeitet in Farbe schenken wollte.

Das Foto war 1952 von einem wiener Fotografen von der damals jungen Frau in Wien zu ihrer Hochzeit angefertigt worden. Die Aufnahme war technisch perfekt ausgeführt worden und das Bild war in einem guten Zustand, die rund 70 Jahre, waren aber nicht spurlos an dem Druck auf Fotokarton vorübergegangen. Außerdem wollte mein Freund ihr das Bild in Farbe schenken.

Die Retuschearbeiten waren schnell erledigt und beschränkten sich hauptsächlich auf das Entfernen von Kratzern auf dem Bild und Staub durch den Scanvorgang. Der größere Teil der Arbeit war das Kolorieren des Fotos.

Hier sieht man was passiert, wenn man das Bild einfach “übermalt”. Wenig zufriedenstellend. Daher ging die Recherche weiter und eine etwas ausgeklügeltere Methode musste her: Links unten die Farbpalette der Tonwerte und das erstellen des Farbverlaufs getrennt nach Tonwerten.

Der erste Schritt bestand daraus, die ursprüngliche Lichtsetzung des Fotos zu analysieren und die Tonwerte der Haut zu verstehen. Für die weiteren Arbeitsschritte habe ich daher eine Farbpalette mit den hellsten, dunkelsten, sowie den hellen und dunklen Mitteltönen angelegt und mir dafür ein ähnlich belichtetes Portrait als Referenz genommen.

Nach dem ich die passenden Farbtöne gefunden hatte, habe ich habe ich eine Ebenenmaske für das Gesicht erstellt und mit den Farbtönen einen Farbverlauf erstellt, um einen möglichst natürlichen Hautton zu erreichen. Somit hatten nun hellere Pixel einen anderen Hautton als dunklere. Diese Methode ist zwar wesentlich komplizierter, sorgt für eine Farbdarstellung wie sie in Farbfotos zu finden ist.

Vorher: Scan des Fotokartons

Nachher: Von mir koloriertes Bild

Das Ergebnis konnte sich schon sehen lassen. Nun ging es an die anderen Teile des Gesichts: neben der Haut mussten schließlich auch Haare, Augen, Lippen und Zähne, mit eigenen Ebenen und Masken koloriert werden. Für einen besonders natürlichen Look habe ich der Haut außerdem noch an einigen Stellen Rot-Töne hinzugefügt.

Abschließend war noch Gewand und Hintergrund zu färben. Anders als bei den persönlichen Merkmalen konnten mir hier die Verwandten wenig Auskunft geben. Beim Hintergrund habe ich mich für einen Beige-Ton entschieden, da das in den meisten Fotostudios damals Standard war und nach einer kurzen Recherche zur Mode in den 1950er-Jahren, war ich mir sehr sicher, dass die Stoffbluse vermutlich in einem dunklen Grauton war.

Das Endergebnis ist sichtlich gut angekommen.